27 pyramidenförmig zustrebende Nadeln aus hartem Kunststoff stehen jeweils aus 230 Scheiben empor, die in einer perfekten geometrischen Form auf einer Stoffmatte angebracht sind. Langsam rollt der Berliner Handwerker Werner Seibt seinen entblößten Rücken auf der Stoffmatte ab und sagt: „Seit ich regelmäßig auf der Matte liege, sind meine Rücken- und Kopfschmerzen verschwunden.“ Nach einem schweren Autounfall hatte er nicht mehr durchschlafen können, keine Therapie hatte angeschlagen. Auch Akupunkteur und Chiropraktiker konnten nicht helfen.
Auf der modernen Version des Nagelbettes entspannt Seibt in Minutenschnelle, „obwohl das Liegen auf der Matte in den ersten Minuten etwas gewöhnungsbedürftig sein kann“. Dass seine Schmerzen, chronischen Muskelverspannungen und seine Schlaflosigkeit wie weggeblasen sind, verdankt er einer Reflextherapie mit mechanischer Hautstimulation, deren Wurzeln Tausende von Jahren zurückreichen. Dabei werden insgesamt 6.000 Akupunktur- und Akupressurpunkte vor allem im Bereich der Wirbelsäule und des Rückens aktiviert.
Impulse über das Knochenmark setzen schließlich im Gehirn Glückshormone wie Endorphine und Oxytocine sowie andere Signalsubstanzen und Hormone frei. Die Selbstheilungskräfte im ganzen Körper können sofort in Aktion treten. Die Folge sind eine rasche Muskel-Entspannung, Stress-Abbau sowie eine verbesserte Arbeit des Nervensystems. Die Selbstregulation sorgt auch dafür, dass innere Organe wie Leber, Niere, Milz gestärkt werden, wie Studien am Community Holistic Health Center im nordamerikanischen Carrborough (North Carolina) zeigten. Auch spezielle Problemzonen wie Knie, Oberschenkel, Gesäß, Nacken oder Füße können bearbeitet werden.
Der Heilungsansatz ist uralt: Bereits Quellen aus der indischen Mystik berichten von Yogis, die Nagelbetten nutzten, um körperliche, emotionale und mentale Blockaden aufzulösen. Körper und Geist sollten in perfekter Harmonie verschmelzen. Auch 4.000 Jahre alte chinesische Schriften berichten von der allheilenden Wirkung des Nagelbettes. Erst später machte sich die irrige Meinung breit, nach der Fakire nur auf dem Nagelbett liegen würden, um ihre Unempfindlichkeit gegen Schmerzen zu zeigen.
„Dabei ist das Nagelbett alles andere als ein Macho-Spielzeug“, sagt der Schwede „Om Mokshanada“. Früher war der blonde Mann Zirkus-Akrobat, Jongleur und Massagetherapeut. Auf einer langen Meditations-Reise in den Himalaya, so erzählt er, habe er eines Tages erkannt, dass „nichts komplett im Leben ist, solange nicht jeder Mensch Glückseligkeit in seinem Inneren erfährt“.
Der Yogi aus dem Norden kam aus den Bergen und kreierte mit Hilfe alten aufgezeichneten vedischen Wissens eine Nagelmatte aus Gummi, die er Shakti-Matte nannte. Der Name der Göttin Shakti bedeutet Energie, Kraft, Mitgefühl. Erster Zweck war, Menschen über die Matte zu einer meditativen, tiefen Entspannung, zu innerem Frieden und einer Verjüngung zu führen.
Doch schnell stellte sich heraus, dass das Therapiegerät fast die ganze Bandbreite der heutigen Zivilisationskrankheiten abdeckt und mehr ist als nur eine Revitalisierungs-Maschine. Die Matte löste einen wahren Boom aus: So wurden in einem Jahr allein in Schweden 300.000 Stück verkauft.
Vor allem bei chronischen Schmerzen (Kopf, Rücken), Stress, Muskelverspannungen, Stimmungsschwankungen und Schlaflosigkeit zeigt sie verblüffende Erfolge. Andere Anwendungsgebiete sind Energiedefizite, Impotenz, Asthma, Überzuckerung, Haut-Irritationen, Depressionen, Müdigkeit, Entzündungen, Gewichtsprobleme, Herzrasen, Allergien sowie Angst- und Panik-Attacken.
„Zudem kann das moderne Nagelbettes das Immunsystem stärken, Erkältungen eindämmen, die Verdauung verbessern und vor allem auch Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen lindern und heilen – und das ohne Nebenwirkungen“, sagt Dr. Tanya Zilberter. Für die US-Neurophysiologin ist die Basis der Therapie die Akupunktur. In Studien versucht sie die hauptsächlich für Schulmediziner unglaublichen Heil-Effekte zu erklären: „Es ist so, als würde man mit einer Schrotflinte auf eine Münze schießen. Die Schrotkörner treffen und stimulieren mit den Tausenden von Gumminadeln immer die entsprechenden Reflexpunkte. Der Blutstrom verstärkt sich in der blockierten Region, die Koordination der gestörten Körperfunktionen kommt wieder in Gang. Biochemische Substanzen wie Glückshormone fließen in die Blutbahn – mit minimalem Aufwand wird einfach ein ganzheitlicher Selbstheilungsprozess angestoßen.“
Bereits vor rund 30 Jahren hatte der russische Erfinder Ivan Kuznetsov die erste Variante des modernen Nagelbettes entwickelt. Sein „Iplikator“ war so erfolgreich, dass gleich fünf Moskauer Kliniken erfolgreich klinische Tests damit durchführen. Insgesamt waren an den Studien 400 Patienten beteiligt, die rund 6.000 Behandlungen auf dem Nagelbett bekamen. So wurden unzählige Heilungen auch bei schwersten Erkrankungen wie Lähmungen und Krebs dokumentiert.
Die Forscher fanden unter anderem heraus, dass Babies von Tschernobyl-Opfern, denen eng anliegende Westen mit kleinen Plastik-Nägeln an der Innenseite angelegt wurden, viel gesünder aufwuchsen als solche ohne diese Behandlung. Tschernobyl-Mütter, die das Nagelbett in der Schwangerschaft nutzten, bekamen Kinder mit viel weniger Geburtsfehlern als solche, die nicht damit therapiert wurden.