120 Jahre jung bleiben
Träume von der ewigen Jugend
Die Suche nach dem Jungbrunnen ist in vollem Gang: Das „ewige Leben“ mit nie verblühender Jugend ist ein alter Traum der Menschheit. Tatsächlich werden schon heute immer mehr Menschen über 100 Jahre alt. Was ist das Geheimnis der umtriebigen und aktiven Alten? Und: Wo ist das Ende der Fahnenstange? Gibt es überhaupt ein Ende?
Einige Forscher gehen heute davon aus, dass der Mensch darauf ausgelegt ist, ewig zu leben und sich nur durch seinen selbstmörderischen Lebensstil wie schlechte Ernährung, giftige Umweltbelastungen, zuwenig Bewegung, zuviel Stress und negative Denkmuster davon selbst abschneidet. Fit sein im Alter ist jedenfalls das Ziel von immer mehr Menschen. Attraktiv noch mit 50, Mutterglück mit 60, sich zur Ruhe setzen mit 100 und Sterben mit 150. Wie weit sind wir von der Verwirklichung dieser Vorstellung noch entfernt?
In den letzten 150 Jahren verdoppelte sich die Lebenserwartung in Deutschland von etwa 40 auf ungefähr 80 Jahre – und das, obwohl immer mehr Menschen an krankhaftem Übergewicht leiden. Schon seit Jahren wird jeder neue Geburtsjahrgang in Europa älter als der vorhergehende: Die Lebenserwartung der Europäer liegt bei durchschnittlich 78 Jahren, Tendenz steigend. Manche Forscher vermuten jetzt, dass wir Menschen ein Alter von 150 Jahren – und mehr – erreichen können.
Die tickende Lebensuhr aufhalten
Nur zu gerne würden wir die unaufhörlich tickende Lebensuhr anhalten und den Alterungsprozess stoppen. Und wenn das unvermeidliche Altern schon sein muss, wünschen wir uns, dabei wenigstens körperlich fit und geistig aktiv zu bleiben; so spät wie möglich jung und lebensatt, in völligem inneren Frieden zu sterben.
Heute haben die jung gebliebenen Senioren gut ein Drittel ihrer Lebenszeit im Alter zur Verfügung. Mehr als 6.000 über Hundertjährige leben derzeit in Deutschland – in Japan sind es inzwischen bereits über 40.000. Vor 150 Jahren erreichten über zwei Drittel der Bevölkerung nicht einmal das 60. Lebensjahr. In Krankenhäusern gab es keine Hygienevorschriften. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde es bei Pflegepersonal und Ärzten zur Routine, sich nach jedem Patienten die Hände zu waschen.
Aufgrund verbesserter Hygiene und medizinischen Fortschritts liegt die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland inzwischen für Männer bei 78, für Frauen bei 83 Jahren. Todesursache Nummer eins sind heute Herz-Kreislauf-Erkrankungen; fast jeder zweite Todesfall ist darauf zurückzuführen. Doch der medizinische Fortschritt schreitet auch auf diesem Gebiet immer weiter voran. Durch ausgeklügelte Operationstechniken und neue, immer effektivere Medikamente lassen sich noch mehr Lebensjahre dazu gewinnen.
Die reine Symptombekämpfung der Schulmedizin ruft immer mehr Naturheilmediziner auf den Plan. Die Menschen würden zwar aufgrund der Modernen Medizin älter werden, aber früher zu sterben beginnen. Die letzten Jahre der Menschen seien oft nur ein von der Pharmaindustrie verlängertes Dahinvegetieren in Pflegeheimen. Vehement gefordert wird ein gesunderer Lebensstil und mehr Eigenverantwortung der Menschen für ihre Gesunderhaltung. Es geht schließlich darum, gesund älter zu werden!
Wie lange können wir leben?
114 Jahre alt wurde die französische Ordensschwester Eugénie Blanchard. Ihr Neffe Daniel führte ihr hohes Alter darauf zurück, „dass sie es akzeptiert hatte, ihre Jungfräulichkeit Gott zu widmen“. Nach Angaben ihrer Familie hatte sie bis kurz vor ihrem Tod im Jahr 2011 immer mit Champagner auf ihre jeweiligen Geburtstage angestoßen.
Doch die Geschichte liefert Beispiele von noch viel betagteren Menschen. In den Heiligen Schriften der Weltreligionen wird übereinstimmend immer wieder von Menschen berichtet, die außergewöhnlich alt wurden. Der Bibel zufolge soll Methusalem dank seines Lebens in Übereinstimmung mit der Natur 969 Jahre alt geworden sein. Heute kaum vorstellbar, doch gibt es auch in der modernen Zeit viele Beispiele von Menschen, deren Lebensspanne unvorstellbar lang ist. So soll der Armenier Shirali Muslimov laut den beglaubigten Geburtsurkunden seiner Familie mit 168 Jahren gestorben sein und Anfang der 30er Jahre des 20.Jahrhunderts berichtete die angloamerikanische Presse über den Fall des 1677 geborenen chinesischen Arztes Dr. Li, der 256 Jahre alt geworden sein soll.
Heute leben die meisten steinalten Menschen in abgelegenen Regionen der Welt. Die im Vergleich zur Bevölkerungszahl meisten 100 Jährigen leben in Armenien, Georgien, Aserbaidschan, auf der japanischen Insel Okinawa, im Süden Perus, im Ural-Gebirge, in Ecuador sowie in bestimmten Bergtälern Pakistans und des Himalaya-Gebietes. Gerontologen stimmen darin überein, dass vor allem ein natürlicher Lebensstil, eine basische Ernährung und ein Leben ohne den „zivilisatorischen Stress“ entscheidend für deren langes Leben ist. Zivilisationskrankheiten wie Arteriosklerose, Krebs, Diabetes, Alzheimer, Allergien und chronische Schmerzen sind bei diesen Naturvölkern kaum bekannt.
Gefunden: Das Gen des Methusalem
Wissenschaftler sind dem Geheimnis des körperlichen Zerfalls längst auf der Spur. Genforscher arbeiten fieberhaft an dem Rezept für die Unsterblichkeit: In ihren Labors stellen sie zumindest bereits bei Einzellern, Fliegen oder Würmern immer wieder neue Altersrekorde auf.
Bereits jetzt glauben Genetiker der Universität Boston das Geheimnis eines extrem langen und gesunden Lebens gelüftet zu haben. Sie identifizierten 150 Erbgutmerkmale, die relativ gesunde 100-Jährige von ihren Mitmenschen unterscheiden. Die Forscher gehen davon aus, dass fast jeder siebte Mensch (15 Prozent) über eine Genkombination für Langlebigkeit verfügt.
Doch nur jeder Hundertste wird tatsächlich so alt. Dass die anderen genetisch Begünstigten früher sterben, könne an ihrer Ernährung, Bewegungs- oder Schlafmangel, Alkohol, Zigaretten oder einem Unfall liegen. Im 20. Jahrhundert seien außerdem Millionen Menschen in relativ jungen Jahren im Krieg gestorben – ob für ein langes Leben prädestiniert oder nicht.
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